Sue hat ja ein Faible für Spitäler und wollte unbedingt einen Arzt auf dem Schiff kennenlernen. Stellt sich die Frage, wie man das am Einfachsten bewerkstelligt… die naheliegendste Variante war, sich beim Auspacken der Koffer einen Holzsplitter (auf gut Mundart „Spriesse“) in den rechten Zeigefinger zu platzieren. @STS: Ihr könnt schon mal eine NBU-Meldung ausfüllen… 🙂
Woher die kleinen Holz-Splitter an unserem einzigen Stoffkoffer gekommen sind, wissen wir nicht – aber es muss irgendwo auf dem Transport vom Hotel auf das Schiff passiert sein. Jedenfalls sind alle unsere Amateur-Versuche, den kompletten Splitter mittels Nagelklipser, Schere, Messer oder Pinzette zu entfernen, fehlgeschlagen. Am ersten Tag war das „Medical Center“ natürlich bereits geschlossen, so dass wir – sicherheitshalber mit Frühstück gestärkt; wer will schon auf leeren Magen Blut sehen – am nächsten Morgen einen neuen Versuch starteten.
Zu unserem Erstaunen war die Medical Station schon gut besucht, wobei die meisten Patienten anscheinend wegen Husten, Schnupfen oder ähnlichem da waren (was am Mundschutz zu erkennen war). Nach dem Ausfüllen eines zweiseitigen Formulares gings dann ab zur Eintrittsmusterung wo man alles nochmal gefragt wurde, was man auf dem Formular schon ausgefüllt hatte. Zusätzlich wurde dann natürlich aber auch Blutdruck, Puls und Temparatur des Patienten gemessen, was anscheinend zum Standardprozess gehört. Nachdem da keine besorgniserregenden Abnomalien entdeckt werden konnten, gings wieder zurück auf die Wartebank.
Der flotte holländische Arzt aus Südafrika hat sich dann rührend um Sue gekümmert und nach der Schilderung der Ereignisse gleich gefragt, bei welchem Glied er den Finger denn jetzt amputieren solle (der typische Ärtzewitz zu Beginn der Behandlung). Dann kam die medizinische Behandlung (ohne Betäubung, da diese zusätzliche Schmerzen verursacht hätte), die relativ kurz (Hinweis von Sue: ich fand sie nicht sooo kurz!!) und ziemlich schmerzvoll war, da der Splitter recht tief sass. Nachdem das obligate Blut geflossen und somit die medizinische Behandlung abgeschlossen war, entschuldigte sich der Arzt noch dafür, dass er leider kein Pflaster mit lustigen Motiven hätte (der Witz zum Abschluss) und man nun halt eines ohne nehmen müsste.
Danach gings zurück in den Warteraum, wo wir dann die Quittung für den Spitalbesuch bekamen, d.h. konkret die Rechnung, die natürlich direkt auf dem Bordkonto abgebucht wurde. Damit endete dann der Besuch des Medical Centers – ganz interessant, wenn man nicht der Patient ist und vielleicht war dieser chirurgische Eingriff für den Arzt eine willkommene Abwechslung zu Fieber, Durchfall, Schnupfen und Seekrankheit… 🙂