Es ist kaum vorstellbar, dass Dubai noch in den 1960er Jahren eine Beduinensiedlung am Meer war, die vom Fischfang lebte. Heute dominieren Wolkenkratzer und Baukrane die Skyline. Gebaut wird übrigens im 3-Schicht-Betrieb – je nach Auswahl bzw. Lage des Hotels könnte man also rund um die Uhr Baulärm ausgesetzt sein! Der Reichtum und kometenhafte Aufstieg von Dubai kam mit der Entdeckung und Exportes des Erdöls. Heute allerdings machen die Erdöleinnahmen nur mehr ca. 20% des Budgets aus, der Scheich hat alternative Geldquellen eröffnet, denn in ca. 15 bis 40 Jahren wird kein Öl mehr fliessen. Dem jetzigen Herrscher von Dubai, Mohammad Bin Rashid Al Maktoum wird nachgesagt, dass er der „Superlativ-Scheich“ sei; er will das beste, grösste, höchste, schnellste Was-auch-immer haben. Das gelingt ihm ja ziemlich gut…. mit eigenen Augen haben wir das höchste Gebäude und das grösste Einkaufszentrum gesehen. Der „Burj Khalifa“ ist mit 828 Metern wirklich sehr hoch (obwohl man eigentlich nicht den Eindruck hat, dass es so hoch ist, wenn man direkt davor steht). Mit dem schnellsten Lift der Welt würde man in nur 56 Sekunden in den 124. Stock auf 424 Meter Höhe befördert, dort befände sich eine öffentliche Aussichtsplattform.
Als wir dafür ein Ticket kaufen wollten, waren die „Touren“, die jede halbe Stunde nach oben gehen, bis zum übernächsten Tag ausverkauft! Leicht entnervt haben wir dann am Ticketschalter gefragt, ob man auch ohne Reservation nach oben gelangen kann – das hätte man können, für umgerechnet 200 Franken (ein Vielfaches vom „Reservationspreis“) und einiges Schlangestehen. Das haben wir dann aber bleiben lassen – was will man auch wie alle anderen runtergucken und trotzdem nichts sehen bei diesem Smog :-). Das Geld könnte man besser investieren (meinte Sue), denn die Ausflugsmöglichkeiten bieten beispielsweise auch noch eine „Stadtrundfahrt“ mit dem Helikopter an…
Aber zurück zu diesem Burj (Turm): Das Gebäude hiess ursprünglich „Burj Dubai“ (in manchen Stadtplänen und Reiseführern heisst er auch tatsächlich so), aber dem Scheich ging im Zuge der Finanzkrise vor zwei Jahren das Geld aus, da half ihm der Scheich von Abu Dhabi, Khalifa Bin Zayed Al Nahyan, mal kurz mit läppischen 10 Mia US-Dollar aus. Als Dank für das Geschenk heisst das Gebäude nun also „Burj Khalifa“. Der Scheich von Abu Dhabi ist übrigens auch der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), der Scheich von Dubai sein Vize. Die Vereinigung der 7 Emirate (2 weitere haben nicht unterschrieben) fand nach zwei vormalig gescheiterten Versuchen am 2. Dezember 1971 statt. Vier der Emirate sind eher arm, drei sind reich – Abu Dhabi ist das reichste; im Vergleich dazu sei Deutschland (oder auch die Schweiz) ebenfalls in die Kategorie „arm“ einzuteilen. Am Nationalfeiertag, also am 2. Dezember, findet jeweils ein grosses Fest für die Bevölkerung statt und es gibt Geschenke vom Scheich. Geschenke gibt es in Dubai auch zu anderen Anlässen, so zB. bei einer Heirat von 21-jährigen Einheimischen – eine Villa und ein zinsloses Darlehen in Millionenhöhe (in lokaler Währung Dirham, AED) mit einer Laufzeit von ca. 60 Jahren. Und wer sich jetzt denkt, cool, angle ich mir doch mal einfach einen Kerl von Dubai und heirate ihn – nichts ist, denn durch Heirat wird man nicht eingebürgert (auch nach x Jahren nicht). Allerdings wurde das Thema der Einbürgerung per Anfang diesem Jahr etwas aufgelockert, neu werden Kinder aus gemischten Ehen mit 16 Jahren eingebürgert. Die Löhne der Einheimischen sind übrigens auch nicht schlecht: bis letztes Jahr verdiente man zwischen 6’000 und 10’000 Euro pro Monat – ab diesem Jahr hat der Scheich das Einkommen mal eben verdoppelt, man weiss ja sonst nicht recht wohin mit dem vielen Geld… Arbeitslosigkeit gibt es übrigens keine hier – alle arbeiten im staatlichen Dienst (wenn sie denn arbeiten wollen). Einheimische hat es in Dubai übrigens gar nicht mehr so viele, es sind nur gerade 10%. Der Rest sind Gastarbeiter aus allen Teilen der Welt, die Mehrheit stellt jedoch Indien. Die Löhne der Bauarbeiter sind im Vergleich dann eher tief mit 200 Euro pro Monat – dafür werden Nebenkosten wie Miete, Essen, Transport etc. vom Arbeitgeber übernommen (das könnte man bei uns ja auch einführen). Interessant ist auch, dass es keine einheimischen Ärzte und Apotheker in Dubai gibt, diese kommen zu 95% aus Deutschland.
Kommen wir nun zum grössten Einkaufszentrum der Welt, genannt „Mall of Dubai“, gelegen direkt beim Burj Khalifa. Es beherbergt 1200 Geschäfte und wir waren in jedem einzelnen… nein, natürlich nicht, dazu hätten wir ja gar nicht genügend Zeit. Eigentlich war ich (Sue) eher enttäuscht, irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt. Genauso gut kann man ins Westside in Bern gehen (klar, dieses ist „etwas“ kleiner) aber ich muss sagen, hast du eine Mall gesehen, kennst du sie alle. Zudem gibt es in dieser Mall nur Geschäfte der internationalen Labels – mir hat vermutlich das Arabische gefehlt. Ich würde nämlich gerne noch so typische „Gagufängerhosen“ ergattern… Zugegenermassen gibt es im Gegensatz zum Westside noch so das eine oder andere Spezielle: so ein riesiges Aquarium, durch das man hindurchgehen kann, oder eine Eisbahn, einen Wasserfall und sonst noch einige verrückte Dinge. Das zweitgrösste Einkaufszentrum, die Mall of the Emirates, haben wir auch besucht. Dort befindet sich auch die Skihalle von Dubai. Völlig gestört ist das… da haben wir uns gerade eine Woche nach Fiss zurückversetzt gefühlt, als wir den Ski- und Schuhverleih angeschaut haben (übrigens hat es auch genau so typisch gerochen!). Aber besucht ist diese Skihalle ziemlich gut (tatsächlich auch von Schweizern!). Witzig zuzusehen: eben noch im arabischen Gewand, jetzt mit Skiausrüstung auf dem Sessellift bei -2 Grad.
Wie schon kurz angedeutet, gibt es in Dubai neu auch eine Metro. Diese verläuft nicht unterirdisch sondern als magnetische Schwebebahn ca. 5 Meter über dem Boden. Die rote Linie wurde per 9.9.2009 eröffnet, die grüne Linie per 9.9.2011, weitere Linien bzw. Stationen befinden sich im Bau. Die gesamte Strecke von ca. 47 Kilometer kann mit einer Tageskarte befahren werden, die nur ca. 4 Franken kostet. Als Tipp für alle, die damit noch fahren wollen: zieht euch warm an, es ist saukalt in den Zügen. Und extrem sauber, nicht weil sie noch so neu ist, sondern weil zB. essen und trinken nicht erlaubt ist. Das haben wir gerade noch vor dem ersten Bissen in einen Blueberry-Muffin gesehen…. Aber auf die Sauberkeit und somit den optischen Eindruck wird generell sehr viel Wert gelegt. Es setzt nämlich eine Busse von ca. 100 Euro ab, wer etwas auf den Boden wirft oder mit einem schmutzigen Auto durch die Gegend fährt! Und damit das niemand vergisst, wird dies auch täglich in den Printmedien in Erinnerung gerufen.