Am Samstag, 21. April, haben wir noch einmal in Vietnam, genauer gesagt in Nha Trang, Halt gemacht. Speziell war zweierlei: erstens gab es keinen Seetag dazwischen, d.h. Ausschlafen konnte man zwischendurch nicht – für die „on shore“-Tage stehen wir übrigens immer so um 06:00 Uhr auf – und zweitens konnte das Schiff aufgrund seiner Grösse nicht in den Hafen fahren. Um an Land zu kommen, wurden die Tender-Boote eingesetzt (das sind spezielle Varianten der Rettungsboote) und nach einer ca. 10 minütigen Fahrt waren wir dann im Hafen, wo uns Reiseführer Thien samt Bus erwartet hat. Thien hat wie viele andere Vietnamesen früher in der DDR gearbeitet und ist nach der deutschen Wiedervereinigung nach Vietnam zurückgekehrt. Im Hafen gibt es übrigens eine 3300 Meter lange Seilbahn, die die Touristen auf die Insel „Vinpearl“ führt, welche gemäss Reiseleiter zur Hälfte Vietnam und zur anderen Hälfte Russland gehört.
Obwohl Vietnam ein kommunistisches Land ist, haben wir bei unseren Ausflügen und Besichtigungen davon eigentlich nichts gemerkt. Ein Hinweis noch zu der vietnamesischen Schrift: das sind eigentlich unsere normalen Buchstaben, welche mit Akzenten (meistens über den Buchstaben) versehen sind – ist etwas speziell, wenn man trotz unserer Schrift überhaupt gar nichts versteht.
Nha Trang gilt in Vietnam als einer der schönsten Badeorte (ca. 7 km öffentlich zugänglicher Strand), entsprechend hat es grössere Hotels und sehr schöne, grüne Strandpromenanden. Der Ort hat ca. 400’000 Einwohner und verfügt über heisse Quellen, die besonders in der Regenzeit beliebt sind, da sich dann nicht viel unternehmen lasse. Die Regenzeit ist innerhalb des Landes je nach Region unterschiedlich, hier dauert sie von Oktober – Januar, in Saigon aber beispielsweise von Mai bis Oktober. Die Vietnamesen gehen meistens ab ca. 16:00 Uhr an den Strand, wenn die Temparatur etwas angenehmer ist und die Sonne nicht mehr so brennt.
Auch hier hat es die beliebten Mopeds oder Roller – bei den Bauern auf dem Land haben wir übrigens auch Elektrovelos gesehen – aber der Verkehr ist natürlich deutlich weniger. Gewisse Tücken für Fussgänger bleiben aber, wie wir selber beim Überqueren einer Strasse feststellen mussten: die Vietnamesen kennen nichts und fahren auch auf der falschen Seite der Strasse, wenn es dort gerade keinen Verkehr hat. Die roten Verkehrsampeln sind nicht rund, sondern rote Kreuze – eigentlich clever, so gibt es auch für Farbenblinde keine Probleme. Einen Bahnhof gibt es in Nha Trang auch, die Bahnlinie führt von Nha Trang bis nach Hanoi – das sind ca. 1’700 km und die Reise dauert ca. 24 Stunden.
Unser Ausflug führte uns zuerst in eine vietnamesische Kaffeerösterei, wo wir eine Pause samt offeriertem Kaffee und Tee machten. Bei 33 Grad Aussentemperatur und 70% Luftfeuchtigkeit (am Morgen um 09:00 Uhr) gäbe es sicher auch erfrischendere Ausflugsziele, aber naja… 🙂 Weil es immer so heiss ist, servieren die Vietnamesen ja auch Eiswürfel zum Kaffee.
Danach ging es weiter zur Besichtigung der Reismatten-Herstellung – auf diesen schlafen die Vietnamesen in der Regel. Die Frauen weben diese Matten von Hand (auf grossen Webstühlen) und verkaufen sie anschliessend auf einem lokalen Markt. Es kam einem vor, wie wenn man 100 Jahre in der Zeit zurückgereist wäre…
Anschliessend haben wir einen Kindergarten besichtigt, was grundsätzlich okay ist, schliesslich hiess der Ausflug „Land und Leute“. Dass sich die Touristen dann allerdings mit den Kindern fotografieren liessen, diese herumschleppten und im Gegenzug Süssigkeiten und Ballone verteilten, hat mich fatal daran erinnert, wie es wohl früher bei der Eroberung neuer Gebiete durch sogenannte „kultivierte“ Nationen zu und her gegangen sein muss. Unschön.
Interessanter war dann wieder die Herstellung von Reispapier. Auf dem Weg dahin sind wir übrigens noch bei drei Frauen vorbei gekommen, welche mit der Herstellung der traditionellen, geflochtenen Hüte beschäftigt waren. Diese Hüte schützen übrigens sowohl vor Sonne wie auch vor Regen. Danach gab es noch einen weiteren Stopp: ein 200 Jahre altes Haus – als wir dort ankamen, mussten wir jedoch feststellen, dass das schöne alte Haus nun einfach ein Verkaufsladen für Souvenirs ist. Daneben wurde uns jedoch auch ein Teller frischer Früchte inkl. feiner Banane geboten und heisser Tee, welcher mitsamt seinem Krug in einem ausgehölten Kürbis platziert war. Die Tassen, die für den Tee auf dem Tisch standen, waren Sue’s Ansicht nach schon gebraucht – aber kurz mit „Speuz“ etwas ausgerieben, wird uns das wohl nicht umbringen (bis jetzt geht es uns jedenfalls tiptop). Gegen Ende unseres Stopps machten die Wirte die Tische bereits wieder für die nächste Reisegruppe bereit – und siehe da, die Tassen wurden nur mal kurz unter kaltes Wasser gehalten, danach gingen sie direkt wieder auf den Tisch.
Zurück zum Reispapier: Dabei handelt es sich nicht um Papier zum Schreiben, sondern um ein Zwischenprodukt für die Herstellung von Reisnudeln oder Teig für Frühlingsrollen. Dabei wird zuerst Reis eingelegt, danach Reismehl einen Tag gekocht und dann anschliessend in grossen Tanks unter ständigem Drehen abgekühlt. Danach werden auf einem Förderband grosse Bahnen (ca. 60 cm breit und 170 cm lang) von Reispapier erzeugt, welche dann nass auf Bambusgestelle gelegt und an der Sonne getrocknet werden. Nach dem Trocknungsvorgang werden diese Bahnen dann beispielsweise in dünne Nudeln geschnitten und so verkauft.
Weil es ja so kalt war, haben wir dann noch eine Bäckerei besucht und frisch gebackene Brötchen mit Soja-Sauce versucht – fein!
Als letzte Station des Tages stand dann eine Seidenstickerei auf dem Programm. Sehr eindrücklich, wie dort in monatelanger Arbeit kunstvolle Bilder enstehen, welchen man in einem Abstand von ca. 20 cm nicht mehr ansieht, ob sie gemalt oder eben gestickt sind. Anstelle eines gestickten Bildes als Souvenir hat sich Sue dann aber für ein paar Schals aus Seide entschieden… 🙂
Die meiste Zeit sind wir übrigens quer über Land gefahren, also nicht etwa auf asphaltierten Strassen, sondern auf schmalen und holprigen Nebensträsschen. Manchmal musste der Reiseleiter auch runterhängende Bambusäste aus dem Weg heben, damit der Bus passieren konnte. Und unter Handarbeit versteht man hier noch echte Arbeit, und nicht nur das Bedienen irgendwelcher Fabrikationsanlagen – das ist schon alles sehr eindrücklich.
Hoi zäme. Sehr eindrücklich, was Ihr alles erlebt Ich freue mich jedes mal, wenn eine neue Story erscheint. LG .
Hallo zäme
Tönt sehr faszinierend! Ihr erlebt gewaltige Sachen. Einfach der Spitalbesuch hättest du Sue auslassen können. Das muss ganz schön blöd passiert sein.
Hoffentlich habt ihr genug leere Koffer dabei:-)
Ganz viele schöne Momente weiterhin und häbet’s Guet!
Lieber Gruss
Coni