Am Samstag, dem 28. April besuchten wir – wiederum bei schönem und warmem Wetter – Nagasaki in Japan. Traurige Berühmtheit erlangte Nagasaki dadurch, dass die Amerikaner die zweite (viel stärkere und „Fatman“ genannte) Atombombe im zweiten Weltkrieg hier heruntergehen liessen. Aus diesem Grund sind auch die empfohlenen Sehenswürdigkeiten der „Peace Memorial Park“, das „Atomic Bomb Museum“ und der „Ground Zero“, d.h. dort wo die Bombe detoniert ist.
Für unsere Reisegruppe war heute kein Ausflug geplant, so dass einige auf dem Schiff einen Ausflug buchten. Wir beide haben uns entschieden, Nagasaki auf eigene Faust zu entdecken. Das war insofern einfach, als dass der Hafen direkt im Zentrum von Nagasaki liegt und man somit quasi direkt in der Stadt aussteigen kann. Teilweise wird Nagasaki auch als das San Francisco Japans beschrieben, direkt am Meer, hügelig und mit einem guten Tram-Netz (die heissen hier „Streetcars“) versehen. Zusätzlich speziell an Nagasaki ist die Tatsache, dass die Diamond Princess – also unser Schiff – hier auf der Mitsubishi-Werft gebaut wurde, d.h. das Schiff kommt quasi nach Hause. Das freut die Einheimischen sehr, so dass sie im Hafen erstens einen grösseren Event mit diversen Schiffen organisiert haben und zweitens am Abend bei unserer Abfahrt auch noch ein Schülerorchester ein paar Lieder gespielt hat. Zudem kamen viele Einheimische an den Hafen und haben uns zum Abschied zugewinkt. Die Diamond Princess ist scheinbar im 2014 das nächste Mal wieder hier in Nagasaki.
Die Stadt hat knapp 500’000 Einwohner (Japan ungefähr 130 Mio) und damit hat sich unser Wissen über Nagasaki leider bereits erledigt, da wir diesmal keinen Reiseführer hatten. Die „Immigration“ hat sich hier in Japan etwas aufwendiger gestaltet: man musste mit einer Passkopie und einer provisorischen Bewilligung ausgerüstet durch die Passkontrolle, dort wurde ein Foto von jedem gemacht und gleichzeitig auch noch die Fingerabdrücke der beiden Zeigefinger genommen. Und da alle Passagiere des Schiffs (rund 2’000 Menschen) dieses Prozedere über sich ergehen lassen mussten (auch jene, die auf dem Schiff bleiben wollten), dauerte das „Rauskommen“ mehr als eine Stunde.
Wir haben gedacht, dass wir den anderen Schiffstouristen aus dem Weg gehen und haben uns eine Tageskarte für das Tramnetz gekauft. Mit Hilfe einer Touristenkarte sind wir dann mal mit der Linie 5 ein paar Stationen Richtung Zentrum gefahren. Dann war der erste Wechsel der Tram-Linie fällig, was sich dann etwas schwieriger gestaltet hat, da wir zwar die Farben den Linien problemlos zuordnen konnten, die Richtung der Trams aber an den Haltestellen nicht angeschrieben war. Beim Suchen nach der Richtung hat uns dann eine Einheimische weitergeholfen und erklärt, dass die Richtung bei dieser Station unten in der Unterführung angeschrieben ist. Das ist uns übrigens während dem ganzen Tag etwa drei Mal passiert – dass uns Passanten von sich aus Hilfe angeboten haben, sobald wir die Karte angeschaut haben. Da könnten wir uns in der Schweiz ruhig auch mal ein Beispiel nehmen!
An den Trams ist übrigens interessant, dass man da via Flatrate bezahlt, d.h. jede Fahrt kostet gleichviel, egal wie lange man fährt. Nachteilig ist aber, dass man in der Mitte (des sehr kleinen Trams, d.h. genau ein Wagen) einsteigen muss und vorne beim Fahrer wieder aussteigen. Zudem muss man den Fahrpreis genau abgezählt in eine Maschine einwerfen – der Fahrer verdankt das zwar bei jedem Fahrgast persönlich, Wechselgeld gibt er aber keines. Das gibt es bei Bedarf hinten im Tram an einem anderen Automaten.
Schlussendlich sind wir wie geplant in der Nähe des Hauptbahnhofs gelandet und sind dort die Amu Plaza – eine Shopping Mall – anschauen gegangen. Ausser den Signeten, Piktogrammen, Telefonnummern und Preisen haben wir überhaupt nichts verstanden, da nirgends etwas in Englisch angeschrieben war. Trotzdem war es sehr interessant, es gab unter anderem ein „Entertainment & Sound“-Geschoss, wo ein Teil der Fläche durch eine Art Casino belegt wurde – es gab hunderte von Glückspiel-Automaten, an welchen man um Getränke, Schokolade, Plüschspielzeug, etc. spielen konnte. Das scheint die Japaner jedenfalls ziemlich zu begeistern.
Da Sue ja den Vorsatz gefasst hatte, in Japan Sushi zu essen, haben wir uns dann auf die Restaurant-Ebene begeben, wo es diverse Speiselokale hatte. Nach Durchsicht der Auslagen – es scheint in Japan üblich zu sein, dass die Gerichte in Plastik in einer Vitrine ausgestellt werden – haben wir uns dann für ein eher gediegeneres Lokal entschieden. Leider hat die Bedienung kein Englisch gesprochen, aber wir konnten immerhin mit Händen und Füssen verifizieren, dass wir mit Plastik bezahlen können (für die Preise im Restaurant hatten wir nämlich zuwenig Geld gewechselt bzw. ein grosser Teil ging schon für die Tram-Tageskarte drauf). Dank der universellen Zeichensprache konnten wir dann das gewünschte Essen bestellen und das hat uns gar nicht schlecht gemundet – fairerweise muss man dazu sagen, dass wir uns halt das „Schweizer“ Sushi gewöhnt sind und die Fische hier durchaus auch andere Konsistenzen und Geschmäcker aufweisen können… 🙂
Beim anschliessenden WC-Gang konnte man die Verspieltheit der Japaner erleben: da gab es ein einzelnes Handwaschbecken ohne weitere Apparaturen darum herum. Wenn man vorne links die Hände hin hielt, wurde Seife gespritzt, vorne rechts kam das Wasser zum Händewäschen und hinten in der Mitte konnte man die Hände hinhalten, dann wurden sie mit warmer Luft getrocknet. Muss man auch zuerst mal kapieren… 🙂 Auch die Art, wie die Spülung der Toilette funktioniert, muss durch Ausprobieren erst mal herausgefunden werden – lesen kann man die Beschriftung der verschiedenen Knöpfe ja nicht. In der Damentoilette gab es übrigens auch eine Art „Baby-Halterung“ – falls Mami alleine mit dem Nachwuchs unterwegs ist, kann das Kind derweil in diesem Sitz platziert werden.
Danach sind wir zum Verdauungsspaziergang etwas dem Wasser nach gelaufen, d.h. in die Nähe der Dejima Wharf. Um die Tram-Karte noch etwas zu amortisieren, sind wir dann mit der blauen Tramlinie bis an die Endstation gefahren, wo wir dank der englischen Touristen-Beschriftung (immerhin!) dann die Takashima Shuhan Old Residence bzw. den Sofukuji Tempel besucht haben. Beides war nicht so der Hit, darum sind wir dann wieder zu Fuss durch ein paar Gassen gelaufen, bis wir plötzlich in einer Shopping-Arcade gelandet sind. Dort sind die Geschäft links und rechts der Strasse angeordnet und das Ganze ist überdacht – sehr angenehm und luftig. Dort haben wir uns dann bei „Mister Donut“ einen Nachtisch gegönnt, wobei wir auch diesmal mit Gesten, Verbeugungen und freundlichem Lächeln erfolgreich waren.
Am Schluss haben wir uns dann ein wenig unter die Leute gemischt und die Japaner beobachtet – schon interessant, wie das hier „anders“ ist – vorwiegend die Kleidung; irgendwie westlich und doch so ganz anders. Fazit: wir sollten in Japan noch ein paar andere Städte anschauen – dürfte spannend sein!