Tag 2 in Beijing – Weinen im BMW

Am zweiten Tag in Beijing sind wir zur Chinesischen Mauer gefahren, genauer gesagt zum berühmtesten noch erhaltenen Stück in Badaling (da sind auch die VIP’s wie Clinton oder Obama hingegangen). Das ist für die Chinesen ein wichtiges Ausflugsziel und wir waren am ersten Werktag (Mittwoch) nach dem 1. Mai-Feiertag da – es hatte anscheinend verhältnismässig wenig Leute, aber auf der Mauer war trotz der Breite von 6 Meter teilweise kein Durchkommen… 🙂

Das Bauwerk ist sehr eindrücklich, die Länge von 6’300 km natürlich, aber vor allem auch die Steigungen und Gefälle, die das Befestigungswerk aufweist. Mit dem Bau wurde anscheinend 200 Jahre vor Christus begonnen und dann über mehrere Jahrhunderte bzw. Dynastien weitergebaut – je nach Empfinden der jeweiligen Herrscher. In der Ming-Dynastie wurde die Mauer das erste Mal über die Dauer von ca. 200 Jahren renoviert. Nachdem wir 1.5 Stunden auf der Mauer gelaufen sind, haben wir uns zur Stärkung noch ein Magnum-Eis gegönnt – wir sind wirklich vom Wetter verwöhnt, heute ist es schon wieder knapp 30 Grad warm.

Nach dem Besuch der Mauer gingen wir eine Jade-Fabrik samt grosser Ausstellung besuchen und nahmen dort auch unser Mittagessen ein. Bei den Chinesen ist es übrigens so, dass sie draussen im Park, an den Turngeräten vor dem Haus oder sonst wo ihre Morgengymnastik machen, dann wieder nach Hause gehen und ihr Frühstück essen. Das Mittagessen wird üblicherweise an der Arbeitsstelle eingenommen und die Hauptmahlzeit – das Abendessen – wird dann wieder zu Hause gegessen. Apropos zu Hause: alles Land gehört ja dem Staat, so wird beim Kauf einer Eigentumswohnung ein Nutzungsrecht für 70 Jahre erworben. Danach muss dann nochmal gezahlt werden…

Seit der Sommer-Olympiade 2008 gilt übrigens ein Rauchverbot für öffentliche Plätze. Ebenfalls seit damals gilt auch ein Spuckverbot in der Öffentlichkeit, aber die Chinesen haben öfter böse Geister im Hals, darum muss viel gespuckt werden… 🙂

Das Heiratsalter für die Chinesen ist übrigens gesetzlich festgelegt – in der Stadt muss ein Mann mindestens 24 und eine Frau mindestens 22 Jahre alt sein, bevor sie heiraten dürfen. Auf dem Land ist die Grenze jeweils 2 Jahre tiefer angesetzt. Die Ansprüche der Chinesen steigen je länger je mehr: als Mann sollte man bei der Heirat eine Wohnung und ein Auto haben – in einer Dating-Show im Fernsehen soll ein Kandidat gesagt haben, dass er nicht vermögend sei und er aber dafür besorgt sein werde, dass seine Partnerin auf dem Velo lächeln könne. Die Antwort der entsprechenden Kandidatin war dann, dass sie lieber im BMW weine, als auf dem Fahrrad lächle. Passend dazu hat sich auch die gegenseitige Begrüssung von „Wie gehts?“ auf „Schon gegessen?“ geändert. Und laut unserer Reiseleiterin geht es wohl dahin, dass man sich wohl bald mit „Schon geschieden?“ begrüssen werde (aktuell wird jede dritte Ehe geschieden)… 🙂

Am Nachmittag haben wir eines der 13 Ming-Gräber in Changling besichtigt. In den Ming-Gräbern sind die Herrscher aus der Ming-Dynastie bestattet. Für uns unbedarfte Touristen sieht das grundsätzlich nicht viel anders aus als die anderen Tempel. Die Chinesen werden heute übrigens alle obligatorisch feuerbestattet und jedes Jahr am 15. April ist der Toten-Gedenktag (also nicht am jeweiligen Todestag).

Auf dem Heimweg sind wir noch kurz in einer Seidenfabrik vorbei und wussten dummerweise die Masse unseres Bettes nicht mehr auswendig, sonst hätten wir uns wohl noch Bettdecken mit Seidenfüllung gekauft. Sehr aufwendiger (manueller) Fertigungsprozess, aber die Schlafqualität dürfte hervorragend sein. Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch kurz an einem Teil der Olympia-Wettkampfstätten vorbei, so am Vogelnest oder an der blauen Schwimmhalle.

Am Abend waren wir dann ziemlich kaputt und gingen zum Entsetzen von Sue nochmal aus dem Hotel, um auswärts etwas einheimisches essen zu gehen. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, schliesslich konnten wir in einigen Restaurants nur gerade den Preis lesen – leider werden hier die Menus nicht so wie in Japan ausgestellt. Aber schliesslich fanden wir ein Restaurant mit einer bebilderten Karte, englischer Kurzbeschreibung und eher einfachem Ambiente. Sue entschied sich dann für Nudeln mit Fleisch und Tom für ein Gericht, bei welchem der Kellner nachfragte, ob „spicy“ okay sei. Den üblichen Rat der Reiseführer ignorierend, hat Tom dann ja gesagt. Das Essen war tiptop und es gab entgegen den Befürchtungen von Sue am nächsten Tag auch keine Nachwirkungen. Zugegebenermassen war das Essen von Tom dann wirklich so scharf, dass nur das Fleisch herausgepickt werden konnte… 🙂

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