Romantisches Wetter in Peking

Am Dienstag, 1. Mai, sind wir mit dem Schiff im Hafen von Tianjin angekommen und von dort Richtung Peking gefahren. Für die 120 km nach Beijing („nördliche Hauptstadt“, Peking ist die alte – eigentlich falsche – und nicht mehr verwendete Bezeichnung) waren trotz Autobahn rund 2 Stunden zu veranschlagen, weil vor allem in Peking viel Verkehr herrschte. Auch hier gilt der 1. Mai als Feiertag und die Chinesen nutzten diesen Feiertag, um Ausflüge zu machen. Unterbrochen wurde die Fahrt nach Beijing nur durch einen Halt bei einer Halle für die innere Harmonie – bei uns auch unter WC bekannt.. 🙂

Wer hier unterwegs ist, kann sich auch gleich an den Spitznamen für die Europäer gewöhnen – so wie wir jeweils von „Schlitzaugen“ sprechen, reden sie hier von „Langnasen“. Tatsächlich wird man hier auch entsprechend angestarrt oder im Fall von Sue auch gerne fotografiert. Ein anderer Tipp für unterwegs ist „bujau“ – das heisst soviel wie „ich will nicht“ und ist vor allem dann hilfreich, wenn einem ein Strassenhändler etwas verkaufen will.

In Beijing leben aktuell ca. 19 Mio Einwohner auf einer Fläche von ca. 16’000 km2. Es verkehren ca. 5 Mio Fahrzeuge, was die Regierung dazu bewogen hat, die monatlichen Neuzulassungen auf 20’000 Fahrzeuge zu begrenzen. Die Stadt wird von sechs Ringstrassen umgeben, es gibt aber auch ein Bus- und U-Bahnnetz. Die Fahrten mit Bus und Bahn sind sehr billig, so sind diese auch sehr gut genutzt. Die Beamten fahren übrigens primär Audis (A6 L), da dies bisher die offizielle Staatslimousine war – das wurde aber gerade erst geändert, jetzt müssen inländische Limousinen bestellt werden. Anhand der Farbe der Autonummer lässt sich einiges erkennen bzw. je nach Farbe des Schildes drückt anscheinend die Polizeit auch mal ein Auge zu (blau=normale Bürger, weiss=Militär, gelb=Bus, schwarz=Diplomat/Beamter).

China ist das flächenmässig drittgrösste Land der Welt, hinter Russland und Kanada. Das Land umfasst verschiedene Klimazonen, wobei der Yangtse-Fluss die natürliche Grenze zwischen Nordchina (Nudelesser) und Südchina (Reisesser) bildet. Die zwei Volksgruppen können nicht so gut miteinander, Nordchinesen gelten als traditionell, bäuerlich und mit Kultur, währenddem Südchinesen als schlau, gierig und oberflächlich dargestellt werden.

In Beijing gibt es sehr wenig Niederschläge, ca. 400 mm pro Jahr. Dies führt dazu, dass man zuwenig (Grund-)Wasser hat und damit haushälterisch umgehen muss. Beijing ist nur 300 km von der Wüste Gobi entfernt, was dazu führt, dass hier auch Sandstürme vorkommen und als Schutz gegen Stürme und Staub viele Bäume gepflanzt werden. Es gibt die normalen vier Jahreszeiten – im Winter ist es im Schnitt 0-4 Grad kalt und im Sommer wird es bis 43 Grad heiss. Ebenso herrscht viel Nebel (und vermutlich auch Smog), wobei Nebel hier als romantisches Wetter gilt.

Die Läden haben üblicherweise von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, es gilt jedoch auch hier die 40 Stunden Woche, d.h. es wird im Schichtbetrieb gearbeitet. Die Leute haben in der Regel 18 Tage Ferien pro Jahr, allerdings sind diese meistens mit Feiertagen verknüpft und somit haben alle Leute gleichzeitig Ferien.

In den Ferien ist es für die reicheren Chinesen erstrebenswert, in 10 Tagen Europa zu bereisen, wobei in diesen 10 Tagen auch 10 Länder besucht werden. Gemäss unserer Reiseleiterin Lya – die übrigens hervorragend Deutsch sprach, ohne je im Ausland gewesen zu sein – hat ihr ein Kollege erzählt, dass z. Bsp. Rom in 2 Stunden besichtigt wird. Es ist für die Chinesen Pflicht, für die Verwandten Geschenke aus Europa mitzubringen, ansonsten verliert man das Gesicht. So kaufen sie in Europa also verschiedene Souvenirs – nur um zu Hause dann beim genauer Betrachten „Made in China“ zu lesen… 🙂

China sei heute eine Mischung aus Sozialismus und Kommunismus, es gehe den Leuten aber viel besser als früher. Um den teilweisen Widerspruch zu illustrieren, zirkuliert anscheinend der folgende Witz: „Es fahren Clinton, Gorbatschow und Jiang Zemin in drei Limousinen hintereinander her. Die erste Limousine mit Clinton biegt rechts ab. Gorbatschow folgt ohne Zögern. Jiang Zemin überlegt einen Moment und weist den Fahrer an: ‚Links blinken und rechts abbiegen‘.“
Früher war alles in Kommunen organisiert und jeder hatte Arbeit. Heute ist dies nicht mehr so und die Bauern müssen beispielsweise Pacht an den Staat abliefern, können aber mit ihrer Ernte direkt auf dem Markt verkaufen.

Die verbotene Stadt liegt im Zentrum beim Platz des himmlischen Friedens. Es handelt sich dabei eigentlich um den Kaiserpalast, der in einer Bauzeit von 14 Jahren erstellt wurde. Die Bevölkerung hatte früher keinen Zutritt, darum der entsprechende Name. Die Stadt belegt die stattliche Fläche von 72 Hektaren – sehr eindrücklich, wenn man sich darin bewegt. Auf dem Platz des himmlischen Friedens findet alle 5 Jahre eine Militärparade statt, wobei dann der Platz wie die Strasse komplett gesperrt werden und nur eingeladene Gäste zuschauen dürfen. In der verbotenen Stadt finden sich unter anderem auch metallene Skulpturen, die eine bestimmte Bedeutung haben, so zbsp. Schildkröten (langes Leben) oder Kraniche/Störche (Glück).

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